Tipps für Familienforscher bei der Suche im Wolgagebiet (Wolgograder Archiv)

Anhang zum HFDO-Kalender für 2021

Bevor Sie sich an das Archiv wenden, müssen Sıe die Dokumente des Familienarchivs (Briefe, Fotos, Urkunden, Tagebücher usw.) gründlich studieren, sich mit veröffentlichten Quellen und Literatur zum Thema sowie auf bestehenden Websites im Internet (z.B. wolgadeutsche.net), vertraut machen. Erst dann können wir mit der Informationssuche in Archivinstitutionen fortfahren. Um die Zusammensetzung und den Inhalt der Fonds zu bestimmen, kann man Archive oder die Website (www.rusarchives.ru) aufsuchen. Es ist zu beachten, dass es kein einheitliches Informationssystem zu den Archivfonds der Russischen Föderation gibt und die Verzeichnisse keine Informationen über die Verfügbarkeit einzelner Quellen enthalten.

Für die Ahnenforschung ist es auch erforderlich, die Geschichte einer bestimmten administrativ-territorialen Einheit zu kennen. Beispielsweise sollten Dokumente zur Geschichte der Wolgadeutschen in den Archiven der

Nachbargebiete (Saratow, Samara, Kasachstan) und in Moskau und St. Petersburg gesucht werden. Warum ist es so? Im 19. und 20. Jahrhundert haben sich die Grenzen der Regionen Saratow, Wolgograd und Samara, wo

viele Wolgadeutsche lebten, mehrmals geändert. In den Jahren 1851-1917 lag die Grenze zwischen den Gebieten Saratow und Samara genau an der Wolga. Im Jahr 1941 wurden 15 Kantone der ASSRdWD der Region Saratow

und 7 der Region Wolgograd zugeschrieben. Das moderne Gebiet der Wolgograder Region umfasst das Territorium von 7 Kantonen (89 Siedlungen): Gmelinski, Dobrinskii, Pallasovskii, Erlenbachskii, Tlovatskıı, Staropoltavskii, Frankskii und Sarepta. Ab 1950 wurden Dokumente zur wolgadeutschen Geschichte von Archiven in Engels und Saratow nach Wolgograd verlegt. Derzeit gibt es 382 Fonds (6% des Bestandes) mit 16.302 Delos (1% des Bestandes) zur Geschichte der Wolgadeutschen im Wolgograder Archiv. Die frühesten Aufzeichnungen sind 1799 Kirchenbücher über Geburten und die spätesten Dokumente stammen von 1941. Frühere Aufzeichnungen für Lutheraner waren in deutscher Sprache und, ab den 1880er Jahren, in russischer Sprache. Frühere Aufzeichnungen für Katholiken waren in Latein und bereits in den 1850er Jahren ging man zu Russisch über.

Um effektiv im Archiv zu arbeiten, braucht der Forscher die Nummern und Namen der Archivbestände und -sammlungen, die die gesuchten Informationen enthalten.

Alle Dokumente haben Fond-, Opis- und Delo-Nummern. In Anbetracht der Besonderheiten der Büroarbeit müssen Dokumente ein Jahr früher und ein Jahr später als der chronologische Rahmen durchgeschaut werden.

Sie müssen mit den Haupttypen beginnen: Kirchenbücher, Revisionsberichte, Volkszählungen, Familienlisten, Haushaltsbücher. Anschließend werden Personalakten, Dokumente zur Bildung und andere Arten historischer Quellen untersucht.

In einigen Fällen ist der Forscher mit der Tatsache konfrontiert, dass einige der von ihm benötigten Quellen fehlen. Dies ist auf die Besonderheit zurückzuführen, Archive mit Dokumenten aufzufüllen sowie auf den Verlust von Akten aufgrund von Notsituationen. Deshalb ist es sehr oft der Fall, dass, obwohl die Kolonie jetzt zum Wolgograder Gebiet gehört, man trotzdem in anderen Archiven nach relevanten Dokumenten suchen muss.

Es wird veranschaulicht an dem Beispiel von Dreispitz (Verchnjaja Dobrinka, Kamyshin rajon, Wolgograder Gebiet): Engels Archiv, Erste Aniedler Liste. Liste der Dreispitz Kolonisten (1875). Saratov Archiv: 1834, 1850, 1858 Volkszählungen. 1897 Volkszählung (nicht vollständig). Wolgograd Archiv: Kirchenbücher: Geburten 1901, 1902. Trauungen 1894, 1895, 1905. Tode 1903, 1904. 1834, 1850, 1858 Volkszählungen. Listen der Wehrpflichtigen nach 1917.


Dr. Koretnikov (in der Mitte) im Wolgograder Archiv

Es gibt folgende Arten von Dokumenten im Wolgograder Archiv: Kirchenbücher (Walter, Werschinka), Volkszählungen von 1834, 1850, 1857, 1897, Familienlisten (z.B. Dietel 1908-1918, siehe di@Tabelle), Volost Verwaltung (z.B. Medveditskoe), Kolonien Verwaltung (z.B. Nizhnjaja Dobrinka), Bezirkskasse (Kamyschin), Gesundheitseinrichtungen (Medwedizki-Krankenhaus), Sammlungen (Dokumente zur Landvermessung und Landbewirtschaftung), Klassenbücher.

An dem Beispiel von Dietel (jetzt Aleschniki, Schirnovsk rajon, Wolgograder Gebiet) zeigen wir, welche Dokumente im Wolgograder Archiv verfügbar sınd: Geburten 1870-1884, 1885-1896, 1903-1911, 14.10.1911-02.02.1919, Tode 1870-1916. Trauungen 1836-1904, Volkszählungen 1834, 1850, 1857, Familienlisten 1874, 1901, 1902, 1908-1918, Liste der Personen, die nach Amerika ausgewandert sind — 1897-1903, 1913-1914, Listen der Wehrpflichtigen vor und nach 1917. Es gibt auf der Web-seite des Archivs für die Dokumenten er suche ein Verzeichnis (auf Russısch).

Ahnenforscher können sich über die E-Mail arhiv_savo@volganet.ru beim Archiv melden. Genealogieforschung ist kostenpflichtig und muss in Russland in Rubel bezahlt werden. Man kann auch selber im Lesesaal des Archivs recherchieren, aber aufgrund vieler Regeln, die zu beachten sind, wird es empfohlen, bei der Planung vom selbstständigen Arbeiten im Archiv zunächst den Ablauf mit dem Archiv zu besprechen.

Dr. phil. Mila Koretnikov, koretmila@gmail.com