Als unsere Vorfahren am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts auf Einladung des Zaren Alexander I. in den für sie vorgesehen Gebieten ankamen, fanden sie nur eine unbesiedelte Steppe vor (Bild rechts: Federgras in der Steppe Südrusslands), deren Boden noch nie einen Pflug gesehen hatte. Und die Ankömmlinge selbst brachten viel zu wenig davon mit. So hatten zum Beispiel von 600 an der Molotschna angekommenen Familien nur etwa 400 einen Pflug. Um den jungfräulichen Boden der Steppe umzupflügen, brauchte man sechs Ochsen als Gespann. Auch die waren nicht zu häufig anzutreffen, folglich mußten sich mehrere Familien zusammenschließen, um die ihnen zugeteilten Felder umzupflügen. Die versprochenen 60 Desjatinen pro Familie konnten erst etliche Jahre später voll bearbeitet werden.
Die Jahre vergingen, die nächste Generation unserer Kolonisten hatte trotz Missernten und Viehseuchen durch harte Arbeit bereits einen bescheidenen Wohlstand erreicht, ein Schulystem eingeführt und weiterbildende Zentralschulen und Lehrerseminare gegründet. Während unter der russischen Landbevölkerung noch großer Analphabetismus herrschte, konnten 90% der deutschen Kolonisten Lesen und Schreiben. In St. Petersburg gab es schon seit dem achtzehnten Jahrhundert eine deutschsprachige Zeitung, die ein Organ des städtischen Deutschtums war, während die deutschen Bauernkolonisten noch viele Jahre keine eigene Zeitung hatten.
Das sollte sich 1846 ändern. Die deutschen Dörfer, 200 an der Zahl, hatten ihre eigene Verwaltungsbehörde, „Fürsorgekomitee“ genannt, dessen Präsident Staatsrat v. Hahn war. Daneben gab es noch einen Landwirtschaftlichen Verein, der zur Förderung der Landwirtschaft gegründet worden war. Diese beiden Organisationen waren nach langer Vorarbeit im April 1846 die Herausgeber des „Unterhaltungsblatt für Deutsche Ansiedler im Südlichen Russland“. In diesem Blatt umrissen sie dessen Aufgabe so: „Es hat die Aufgabe, die Kolonisten auf ihren jetzigen Zustand aufmerksam und mit denjenigen Mitteln vertraut zu machen, welche sie schon besitzen oder sich beschaffen können. Ihnen zu zeigen, wie sie unter Berücksichtigung der örtlichen Bedingungen ihre Landwirtschaft und Gewerbe verbessern, ihren Wohlstand erhöhen können und um ihnen eine angenehme und lehrreiche Unterhaltung zu gewähren“.(Heimatbuch und Kalender der Ostumsiedler 1954) Dieses Unterhaltungsblatt durfte keine politische Aussagen machen oder Meinungen veröffentlichen, es unterlag einer strengen Zensur. Der erste Redakteur war Ph. Jänsch, über den keine weiteren Informationen vorliegen, er wurde schon 1847 von Johann Heinrich Sonderegger, einem Kolonistensohn aus Großliebenthal, abgelöst, der die Chefredaktion neun Jahre lang erfolgreich innehatte. Das Blatt hatte eine Auflage von 200 Exemplaren und existierte bis 1871. Die Schulzenämter der damals noch bestehenden 200 Gemeinden waren verpflichtet, je ein Exemplar zu beziehen, das dort an Ort und Stelle eingesehen werden konnte.
Nachfolgend finden Sie die ersten zehn Jahrgänge des Unterhaltungsblatts für Deutsche Ansiedler im Südlichen Russland im PDF-Format. Um die Dateien zu lesen, speichern Sie diese zuerst auf Ihrer Festplatte, und öffnen Sie die Dateien dann mit dem Acrobat Reader.
Erster Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 6 von April bis September 1846 (~26 MB)
Ausgabe Nr. 6 (Fortsetzung) bis Nr. 8 von September bis November 1846 (~13 MB)
Ausgabe Nr. 9 bis Nr. 12 von Dezember 1846 bis März 1847 (~15 MB; unvollständig)
Zweiter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 3 von April bis Juni 1847 (~11 MB)
Ausgabe Nr. 4 bis Nr. 6 von Juli bis September 1847 (~16 MB)
Ausgabe Nr. 7 bis Nr. 9 von Oktober bis Dezember 1847 (~12 MB)
Dritter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 3 von Januar bis März 1848 (~21 MB)
Ausgabe Nr. 4 bis Nr. 7 von April bis Juli 1848 (~28 MB)
Ausgabe Nr. 8 bis Nr. 10 von August bis Oktober 1848 (~10 MB)
Ausgabe Nr. 10(Beilage), Nr. 11 und 12 von Oktober bis Dezember 1848 (~9 MB)
Vierter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1849 (~29 MB)
Fünfter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1850 (~27 MB)
Sechster Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1851 (~23 MB)
Siebter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1852 (~26 MB)
Achter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1853 (~26 MB)
Neunter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1854 (~28 MB)
Zehnter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 7 von Januar bis Juli 1855 (~15 MB)
Ausgabe Nr.7 (Fortsetzung) und Nr. 8 von Juli und August 1855 (~4 MB)
Ausgabe Nr. 9 und Nr. 10 von September und Oktober 1855 (~4 MB)
Ausgabe Nr. 11 und Nr. 12 von November bis Dezember 1855 (~4 MB)
Elfter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1856 und Wirtschafts-Kalender 1856 (~32 MB)
Dreizehnter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1858 (~29 MB)
Vierzehnter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1859 (~28 MB)
Fünfzehnter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1860 (~33 MB)
Sechzehnter Jahrgang:
Ausgabe Nr. 1 bis Nr. 12 von Januar bis Dezember 1861 (~31 MB)
Siebzehnter Jahrgang: